20. – 23. Juli
Morro de São Paulo... ich lächele wenn ich daran denke. Letztlich ist Morro de SP nichts anderes als eine Ferieninsel (nicht weit weg vom Festland, aber doch komplett von Meer umgeben) mit einem Haufen unterschiedlicher Restaurants, Caipirinha-Staenden, Hostels... und den allerschoensten Straenden, die man sich vorstellen kann.
Morro wurde mir von einer wahnwitzigen Anzahl an Personen empfohlen, sowohl von Brasilianern als auch von Reisenden. Der letzte war der italienischstämmige Besitzer meines letzten Hostels in Salvador. Er meinte, wenn man schon einmal den weiten Weg auf sich nähme bis nach Brasilien zu reisen, dann muss man auch ein paar Karibik-Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Ansonsten würde etwas fehlen.
Ich denke, er hat es ganz gut beschrieben. Man fühlte sich wie in der Karibik. Meine Mitbewohner im Hostel waren wieder großartig (durch die Bank weg), die Wanderungen über die Insel haben mir hervorragend gefallen und ich habe mich kurzum vollends wohl gefühlt. Tagsüber lagen wir manchmal an einem der vier Traumstrände, lasen Bücher oder quatschten im Schatten des Hostels. Des Abends wurden für 2,50 Euro das Stück Cachaca-Mixgetränke verzehrt, bei denen je zwei frischgeschnittene Fruchtsorten (man hatte eine Auswahl von mehr als einem Dutzend) zusammen mit Cachaca, Zucker und teils noch etwas Kokosmilch in einen Mixer gehauen wurden. Das Konzept klaue ich mir und werde es glücklichen Gästen in Deutschland servieren!
Eine kleine Episode war das Vormittags-Schnorcheln. Durch eine sehr starke Ebbe und Flut vor Ort, werden viele Wasserlöcher aus Korallenriffen freigelegt. Mit einem geliehenen Schnorchel wagte ich mich in die Fluten. Es war das erste Mal seit meiner Kleinkindzeit, dass ich ein solches Gerät applizierte. Ich hätte nie gedacht, wie faszinierend es ist, mit den Fischen zu schwimmen und sie nicht nur von außerhalb des Wassers zu betrachten. Die Geräusche unter Wasser, die Farben, das Empfinden – alles ist anders und schön.
Eine ganz andere Sache: Ich erinnere mich, dass ein Freund von mir sich darüber aufregte, dass er bei jeder Waschladung in Südostasien 1 oder 2 Euro bezahlen musste und das auf Dauer „ganz schön ins Geld gehe“. Tja, mich kostete es in Morro stolze 8 Euro für vielleicht eine halbe Waschladung. Von diesem Zeitpunkt habe ich die Wäsche immer entweder in private Waschmaschinen gehauen oder per Hand gewaschen – im Urgroßmutter-Stil. Nach Anwenden dieser äußerst praktischen Tätigkeit komme ich mir nun gar noch ein wenig vielseitiger vor!
24. – 26. Juli
Die nächste Station hätte unterschiedlicher nicht sein können. Vom Strand ging es nun in ein sehr gebirgiges Naturschutzgebiet, das neben dem Üblichen (unberührte Natur und so ein Quatsch) vor allem eines zu bieten hatte: verlassene Wasserfälle, die man für sich und seine kleine Reisegruppe ganz allein hatte.
Das Gebiet heißt Chapada Diamantina. Es war ein absolutes Highlight meiner Reise, wenn nicht sogar das beste. Dies liegt vor allem an der Art und Weise, wie wir reisten. Endlich einmal wieder war ich der Natur wirklich nahe. Die Nahrung für die drei Tage wurden in unseren Rucksäcken verstaut. Da die Reisegruppe aus Wendel – unserem brasilianischen, ununterbrochenen Joint-rauchenden Führer – mir, einem Franzosen und ansonsten fünf Mädels bestand entfiel der Löwenanteil auf die männlichen Crew-Mitglieder. Geschlafen wurde standesgemäß unter Felsvorsprüngen, ein paar Dutzend Zentimeter vom Fluss entfernt. Dem Abendessen voran ging das Holzsammeln, dem ein langes Prozedere folgte, das immer in einem von Wendel zubereiten Festmahl mündete. Das wirkliche Abenteuer waren aber unsere Touren: Jeden Tag legten wir schwer bepackt bestimmt sechs Stunden auf Pfaden zurück, die in Deutschland kaum als Wanderwege bezeichnet werden würden. Überhaupt war die Unternehmung teilweise ganz schön gefährlich. Ich bin sicher, dass in heimischen Gefilden so etwas unmöglich mit ungeübten Reisegruppen gemacht würde.
Die Mädels hatten teilweise auch sehr stark unter der hohen Belastung zu leiden. Gestrüpp, das einem die Arme zerkratzte, unbefestigte Abgründe, barfuß über glitschige Steine und Felsen krabbeln, immer weiter – Wendel hat definitiv keine Einfühlsamkeit walten lassen, sonst wäre er mit uns sicherlich einfachere Wege gelaufen. So jedoch konnte ich wirklich in die Wildnis eintauchen und mit meinen Kletter-Wander-Mischschuhen über Abgründe hüpfen. Ich denke es ist auch meinen Schuhen zu verdanken, dass ich als einziger nicht hinfiel bin, während die anderen teilweise recht spektakulär wegrutschten. Wie gesagt, den deutschen Wander-TÜV-Stempel hätten unsere drei Tage sicher nicht aufgedrückt bekommen.
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