Donnerstag, 14. Juni 2012

Sibiu und Brasov


03.06. – 04.06.

Next stop: German cities. How should that be possible? Well, in the 13th century there were some German knights that wanted to colonize land in the east. And so they did. That's why, for example, Latvia is quite a big German influence.
Romania was also a popular destination. The knights founded - amongst others - the cities "Hermannstadt" and "Kronstadt". Nowadays "Hermannstadt" is called "Sibiu" and "Kronstadt" is "Brasov". There is still quite some German influence to be seen in the city.

Afterwards we went to the Dracula castle. Well, bullshit. Don't go there, it's just a lame museum with horrible information boards. The casle itself is not astonishing, but it has its charme. But the entrance fee was far too high for a Dracula castle, that's got nothing of Dracula. *sob*

Unsere nächsten zwei Stationen hießen Sibiu und Brasov. Einen deutschen Namen haben sie jeweils auch, aber der weicht bedeutend von seinem rumänischen Gegenstadt ab: Sibiu wurde als „Hermannstadt“ gegründet, Brasov hieß früher „Kronstadt“.

Warum haben diese Orte überhaupt einen deutschen Namen? Weil sie reine deutsche Siedlungen waren! Wer bei meiner kleinen Geschichtsstunde im vorigen Blog-Artikel aufgepasst hat, der sieht, dass Siebenbürgen niemals unter direkter deutscher Herrschaft war. Wie kommt es dann, dass man sowohl in Herrmanstadt als auch in Kronstadt an allen Ecken und Enden deutsche Informationstafeln, Kirchen und Laden-Bezeichnungen hat? Weil sie beide von Deutschen gegründet wurden und die Städte bis ins tiefe 19. Jahrhundert hinein fast hauptsächlich bevölkerten.

Im 13. Jahrhundert siedelten die Ritterbrüder des Deutschen Ordens im Osten. Der Deutsche Orden entstand während der Zeit der Kreuzzüge. Sie sind uns bereits in Riga begegnet (siehe den Artikel dazu). Sie gründeten im Baltikum den „Deutschordensstaat“, der im heutigen Gebiet von Estland und Lettland liegt. In Rumänien (bzw. damals Ungarn) wurden auch ganz wild Städte gegründet. So war Kronstadt die südöstlichste deutsche Stadt in Siebenbürgen, als sie 1225 gegründet wurde. Sibiu ist schon etwas älter und stammt aus dem 12. Jahrhundert, als deutsche Siedler sich in der Gegend niederließen.

Interessanterweise war diese „Siedlungspolitik“ vollkommen akzeptiert. Die ungarischen Könige gewährten den deutschen Städten in Siebenbürgen über Jahrhunderte hinweg ihren Sonderstatus und der ungarische König warb teilweise sogar aktiv um die deutschen Siedler. Alles blieb friedlich. Wie schön wäre es, wenn dies ein Beispiel für den israelisch-palästinensischen Konflikt sein könnte. Die Verhältnisse dort sind jedoch so sehr viel komplizierter und festgefahrener, dass ich dafür wohl einen eigenen Blog-Artikel benötigen würde. Auf jeden Fall muss die Siedlungspolitik der Israelis schnellstmöglich rückgängig gemacht werden, um damit den größten Konfliktpunkt zu beheben.

Bis ins 19. Jahrhundert stellten in beiden Städten Deutsche die Mehrheit.
Nun zu Sibiu. Die deutsche Couchsurferin hatte mir in Cluj erzählt, dass Herrmannstadt deutscher als jede deutsche Stadt ist. Das macht sich auch deutlich am Stadtbild bemerkbar. Sibiu hat das Erscheinungsbild einer schönen und beschaulichen Kleinstadt, die sich irgendwie einen mittelalterlichen Charme erhalten konnte. Sie ist sicherlich einen Besuch wert, wenn man sich in der Gegend befindet. Man kann gut durch die Stadt schlendern, aber dadurch hat man an einem Abend auch schon den Großteil erkundet.

Der äußerste Ring der Stadtmauer. Sibiu galt als Türken-Bollwerk im Osten. Durch die drei Ringe der Stadt kam es in der Geschichte der Stadt fast nie zu einer Eroberung. It was said that Sibiu nearly never got captured, thanks to the three layers of walls that are in the city. Reminds of Gondor, right?

Am zentralen Platz. The central square.

Gefallen hat mir vor allem, das jedes Haus seinen eigenen Stil hatte… Each house had its own style...

... wodurch es wie ein einziger großer alter Flickenteppich wirkte. ...which made it look very pretty.

Eine Kirche. A church.

Eine andere Kirche. Another church. Yay!
Als wir dort waren, ging gerade das Theater-Festival zu Ende. Daher waren viele Leute in der Stadt unterwegs. Wir aßen etwas, genossen den Trubel und übernachteten auf einem Parkplatz.

Es wurde Pianomusik gespielt. Und was für welche! Ludovico Einaudi – vom Feinsten! Die Balett-Tänzerin musste ununterbrochen an einer rotierenden Stange entlangbalancieren. Kein einfacher Job. There was a theatre festival at the time we were in Sibiu. That's why this white-wigged dude imitates to be the chauffeur of the ballet dancer, while playing a song by Ludovico Einaudi at the same time.

Später am Abend gab es noch ein Konzert… Later on there was a concert...

...und dann eine wahnsinnig futuristische Darbietung mit Menschen in überlebensgroßen komischen Gefährten. ... with very futuristic, weird performances.
Am nächsten Tag stürmten wir dann nach Brasov.

Auch in Brasov war Deutsch in Schriftform allgegenwärtig. Wie auch Sibiu ist Brasov eine wirklich schöne Stadt. Wenn man an Rumänien denkt, dann wird man wahrscheinlich nicht als erstes eine gemütliche Kleinstadt vor Augen haben, in denen man sich absolut sicher fühlt.

Auch hier eine sehr angenehme Architektur. Alles war gepflegt und restauriert. That's Brasov. As well as Sibiu it has a very nice architecture and looks well-looked-after. In every corner you have some nice, sometimes fancy old-style buildings.

„Demokratisches Forum für die deutsche Minderheit in Rumänien“. Diese Partei stellt zum Beispiel in Hermannstadt fast zwei Drittel aller Sitze in der Kommunalregierung… und das bei einem Deutschen-Anteil von 2%! Wie schon früher erwähnt, genießen Deutsche häufig ein höheres Vertrauen als Rumänen anderer Hintergründe. The German party, the "FDGR" is pretty strong in Transilvania, which is why they form the government in Sibiu.

Nein, wir befinden uns in Rumänien, nicht in Deutschland!
  Not a single Romanian word!

Der Gottesdienst in rumänischer Sprache ist nochmals besonders als solcher gekennzeichnet. The ROMANIAN church service is specifically mentioned on the left as all others are usually in German.

"Errichtet von Volks- und Glaubensgenossen"

Legt euch nicht mit mir und meinem Homie an! Bären sind in der Tat für die Kronstädter eine wahrnehmbare Erscheinung. In den letzten Jahren sind auch schon einige Touristen wegen Bärenangriffen in den Wäldern um Brasov in ernsthafte Bedrängnis geraten. "Don't mess with me and my little fluffy teddy bear!" There is actually quite a lot of real bears around and there have been some nasty accidents between bears and tourists. We survived, though.

Brasov hat eine wunderschöne Lage und ist direkt von bewaldeten Bergen umgeben. Da wir alte Männer sind, haben wir dann aber doch den einfacheren „Aufstieg“ gewählt. Brasov is surrounded by mountains. As we're pretty old dudes, we did not want to walk up there but took the easy option :)

Und so sieht dann die Stadt von oben aus. Bird's eye view.

Was fotografiert der denn da?
  What's he taking a picture for?

Das hier! Brasov hat wie auch Hollywood hoch oben in den Bergen den „Brasov“-Schriftzug angebracht. Schick! That's why! Brasov (like Hollywood) has its name displayed all over the countryside.

Damit uns keiner Bewegungslosigkeit unterstellt, haben wir diese Abstiegs-Szene inszeniert. Über den „Weg der 25 Serpentinen“ stand im Reiseführer, dass Kronstädter von einer Begehung abraten. Von diesem Weg aus musste sich einmal eine ganze Wanderergruppe vor einem Bären auf den Brasov-Schriftzug hinauf flüchten. Nach einigen Stunden wurden sie dann gerettet. Back down we went this path. Fearless as we are, we were not influenced by the story in our tour guide. It said, that some years ago group was attacked by an evil bear and they had to flee. How did they flee? They got on top of the B-R-A-S-O-V letters and waited for rescue. Several hours. (True story!)

Noch am selben Abend fuhren wir in die Richtung des angeblich bekanntesten Dracula-Schlosses von Rumänien. Man muss dazu sagen, dass in Rumänien selbst die Geschichten vom blutsaugenden Grafen nicht sonderlich bekannt sind. Aber einige touristische Orte haben es – wie könnte es anders sein – verstanden, einen kommerziellen Erfolg daraus zu schlagen. So auch das Örtchen Bran. Also: Gruseltour im Kerzenschein?

Um es kurz zu machen: Sonderlich lohnenswert war der Besuch am folgenden Morgen nicht. Letztlich ist es eine (recht schön gelegene) kleine Burg, in deren zahlreichen Räumen phänomenal schlecht geschriebene Informationstafeln zum Teil historisch vollkommen belanglose Ausstellungsstücke zeigen. Ich würde von einem Besuch eher abraten. Wenn man sowieso direkt durch die Stadt durchfährt, kann man aber auch anhalten.

Das Schloss von außen. The fearsome castle.


Blick auf den schönen Innenhof. Nice patio.


Ein als Hexenhäuschen anmutendes Gebäude (ohne Kekse als Wand-Garnierung) stand umgeben von schönen Bäumen weiter draußen.
Wir entschieden uns dann auf den Wunsch von Kai hin, die Reiseroute etwas abzuwandeln. Ursprünglich hatten wir ins Donau-Delta in Ostrumänien fahren wollen. Unsere neue Reiseroute führte uns nun jedoch über Bulgarien, Mazedonien und Albanien in die Balkanstaaten des ehemaligen Jugoslawiens. Dazu im nächsten Blog-Artikel mehr.

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