Donnerstag, 7. Juni 2012

Welcome to Romania


28.05. – 30.05.

Maramures is an area in the north of Romania. Before we went there we passed through a very very poor region in the East, called Crisana. We passed old industrial ruins - loads of them! The people on the way seemed very poor.

Maramures, however, certainly has some charme. People say that "the time has stopped in this area" and to a certain point it is true. All of the houses are very old and beautiful. That is true for the many grandmothers wearing colourful peasant dresses as well. The region is known for its beautiful and small wooden churches. Eight of them form part of the UNESCO heritage. Incredibly recommendable are all of the wooden (impressively big) gates that are in front of  the tiniest of huts.

At last there is the "Happy Graveyard". A local craftsman gave birth to many hundreds of wooden grave stones that remind of the deceased in a humorous way. 

Rumänien ist für Deutsche häufig der Inbegriff der in der Europäischen Union angekommenen Armut. Viele sehen in Rumänien ein rückständiges, gefährliches, von Zigeunern bevölkertes und unattraktives Land. All das sind selbstverständlich über einen langen Zeitraum hinweg geprägte Vorurteile. Das bemängelte auch eine rumänische Hip-Hop-Band in ihrer „Message to Europe“, welche mir in Cluj-Napoca vorgespielt wurde (mit englischen Untertiteln). „Wir sind weder alle Gangster noch ausnahmslos Zigeuner, wir studieren, haben mehrere Nebenjobs und sprechen üblicherweise zwei Fremdsprachen. Hört auf uns als rückständig zu betrachtet, wir geben unser Bestes.“ Dies war im übertragenen Sinne ihre „Message“. Bildet euch anhand der folgenden Absätze selbst ein Urteil.

Wir überquerten die Grenze zwischen Ungarn und Rumänien bei der Stadt Oradea. Unser Ziel war das Gebiet „Maramuresch“, das in den Reiseführern üblicherweise als Ort bezeichnet wird, in dem die Zeit stehengeblieben ist. Um dort hinzukommen, musste unser Kreuzfahrtbus jedoch erst einmal viele Dutzend Kilometer staubige verwahrloste Straßen und ein kleines Gebirge überwinden. All dies mit einer Besatzung von nun vier Leuten. Unser armer alter Renault ächzte des Öfteren herzerweichend. Man gewöhnt sich allerdings daran, sich im zweiten Gang den Berg hochzuquälen.

Die Fahrt zwischen Oradea und Maramuresch war sehr zäh. Landschaftlich hatte das Gebiet nicht viel zu bieten. Was die Infrastruktur angeht, wäre selbst die Beschreibung „nicht viel zu  bieten“  zu wohlwollend gewählt. Es gab Dutzende vollkommen heruntergekommene Fabrik-Komplexe , von denen vielfach die Natur Besitz ergriffen hatte. Alte Kaminschlote, Kühltürme, Fabrikhallen, Baracken, Werkstätten … die Umgebung war geprägt von einem postapokalyptischen, menschenentvölkerten Aussehen. Diese ganzen Fabrikruinen stammen aus der kommunistischen Diktatur unter Ceausescu. Durch den damaligen Versuch, verschiedene, gesamtwirtschaftlich nicht sinnvolle Industriezweige in Rumänien zu etablieren, verfielen viele der Komplexe noch während der kommunistischen Zeit.

Die Bevölkerung bestand teilweise aus vom Alter gebeugten Frauen, die Holz aus dem Wald in das Dorf trugen, aus unbeschäftigten Kindern mit dreckigen Klamotten  und aus wettergegerbten Bauarbeitern. Armut im Überfluss. Wir waren uns einig, dass wir hier nicht wild campen wollten.
So weit, so Vorurteil. Die nächsten sieben Tage förderten dann aber ein gänzlich anderes Rumänien zu Tage. Wir begannen mit der Region Maramuresch, die im Norden Rumäniens liegt. 

Wie soll eine Region aussehen, in der angeblich „die Zeit stehengeblieben ist“? Weder leben die Menschen hier in Höhlen noch mangelt es an Elektrizität. Aber alles hier sieht sehr dörflich und damit rustikal aus. Die Dorfbewohner kleiden sich in farbenfrohen traditionellen Sachen. Jedes Haus hat ein individuelles Aussehen und auch jeder Garten hat seinen ganz eigenen Charme. Besonders bemerkenswert sind aber zweifelsohne die allgegenwärtigen, imposant großen Holz-Tore, die man vor jedem noch so kleinen Hüttchen sind.

Dies ist das Eingangs-Tor zum Maramuresch-Gebiet. Es markiert den Übergang von Transsilvanien zu Maramuresch. Entrance gate to Maramures.

Kai and Chrissy. Our baby - the car - can be seen as well!

Blick über Maramuresch. View of Maramures.

Todesmutig überqueren wir eine sehr baufällige Hängebrücke über einen reißenden unbarmherzigen Fluss. Crossing a reeeally not-reliable-looking bridge.


„So what?“, fragt Maik und schon längst rübergerannt… Maik no fears no river, no!

… und spielte den Fuhmann am anderen Ende des Ufers.

Das ist Maramuresch. Eine Schafsherde wird mangels anderer Wege direkt über die Straße getrieben. A sheep herd crossing our way.

Zweite Übernachtung. Es handelt sich um ein Suchbild: Wo ist Marcus? Can spot me?

Holz ist überhaupt ein sehr gutes Stichwort. Man sieht hier in Maramuresch deutlich mehr Gebäude, die mit Hilfe dieses Baustoffes errichtet wurden. Das sieht man neben den Holz-Toren vor allem bei den süßen Holzkirchen. Jedes Dörflein hat seine eigene heilige Stätte und alle zusammen haben sie einen unleugbaren Charme. Das sah die Kommission des UNESCO-Weltkulturerbes offensichtlich genauso und wählte daher acht der Kirchen als besonders erhaltungswürdig aus.

Schöne Kirche, oder? Das haben wir uns auch gedacht. Es stellte sich dann aber heraus, dass die „richtige“ UNESCO-Holzkirche sich noch ein paar Hundert Meter weiter das winzige Dorf herunter vor uns versteckte. Das hier ist also so etwas wie ein Neubau.

Ein Superlativ. Dies ist die höchste Holzkirche der Welt! Etwas irritierend ist, dass der eigentliche Gebetsraum sehr flach ist, vielleicht 4m hoch. Der hohe Turm-Aufsatz hat also auch etwas mit Protz-Gehabe zu tun. Schließlich bleibt all der Raum ungenutzt, da er unzugänglich ist. That is the highest wooden church on earth!

Vielleicht bekommt ihr hier mit unserem Model Maik noch einmal einen Eindruck WIE hoch die Kirche ist. With out scale-model Maik - are you now getting a hang of HOW high you can put up a wooden building?

Ein noch unvollendeter (vermutlich kirchlicher) Neubau. Not-yet-finished, but nice-looking building right next to the

Nun kennt man UNESCO-Weltkulturerbe-Kulturstätten auch aus vielen anderen Gegenden. Der Unterschied ist nur, dass diese typischerweise sehr gut kommerziell erschlossen sind. Das ist bei den Dorfkirchen in Maramuresch vollkommen anders. Kein Schild geleitet einen zu der Kirche hin und so etwas wie Öffnungszeiten gibt es auch nicht. Stattdessen hing bei uns einmal ein Zettel an der Eingangstür, der die Zeichnung eines Schlüssels enthielt sowie einen Pfeil nach links. Offensichtlich hatte einer der Anwohner den Zugangsschlüssel zur Kirche.

Tür mit aufgemaltem Schlüssel und Pfeil der nach links zeigt. On one of the churches' door there was a small note, mentioning that the entrance key for the UNESCO church is only available with some farmer who lives next to the church.
Gleichermaßen aus Holz ist der „Fröhliche Friedhof“. Ihr werdet mit mir übereinstimmen, dass das ein ungewöhnlicher Name für die letzte Ruhestätte der Dahingeschiedenen ist. Es war einmal ein Dorfkünstler, der es sich zur Lebensaufgabe machte, jedem Verstorbenen aus dem Dorf ein ganz individuelles Denkmal zu setzen. Also setzte er sich in sein Kämmerlein und schnitzte, malte und textete. Texten? Ja, jedes Grabmal begleitet ein kleiner Vers, der das Leben des Ruhenden liebevoll aufs Korn nimmt. Dafür muss man aber leider Rumänisch können, sodass uns die Hunderten Grabinschriften unerschlossen blieben.

Der Friedhof war nett anzuschauen… The happy graveyard...

…und er war groß! ...is big!

Ob hier ein trauriger Trinker abgebildet ist? Um Antwort zu erhalten, müsste ich wohl Rumänisch lernen.

Die abgebildeten Autos hatten manchmal etwas eigenartige Proportionen.

Engel? Vergnügungssüchtiges Mädchen? Monika Lewinsky? Ich weiß es nicht!

Nach zwei Übernachtungen in dieser Region fuhren wir in Chrissys ehemalige vorübergehende Heimat: Klausenburg!

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