Samstag, 4. Februar 2012

Berlin und Prüfungszeit

04.02.2012

Asche über mein Haupt. Anderthalb Monate ohne Blogeintrag? Ob ich mich da heraus reden kann?

Versuchen wir es! Vom 24. Dezember bis zum 10. Januar habe ich ein paar wunderschöne Wochen in der Heimatstadt an der Spree verbracht. Ich war selbstverständlich nicht die ganze Zeit nur am genannten Fluss. Dafür hat Berlin dann doch noch etwas mehr zu bieten. Beispielsweise eine kuschlig warme Unterkunft bei einer zauberhaften Person. Es war mir eine Ehre von ihnen beobdacht zu werden, Fräulein Freundin!

Doch die pulsierende Hauptstadtmetropole bedachte mich noch mit weiteren schönen Erlebnissen. Vor allem wären da natürlich die magenfüllenden Abendprogramme bei der lieben Familie zu erwähnen. Weiterhin durfte ich beispielsweise beim Cantaloop mit ehemaligen Schulkameraden auf das Herder anstoßen, Sylvester in einer sehr gemütlichen Runde mit zwei meiner besten Freunde und der schon erwähnten Fräulein Freundin feiern und eine Reihe von Brasilianern und Mexikanern durch ein Kulturprogramm in Berlin führen.

Hierbei war es vermutlich das erste Mal, dass ich mein Zuhause mal aus der Sicht einer kostenlosen Stadtführung kennengelernt habe. Meine Resistenz gegenüber Stadtbesuchen allgemein, besonders gegenüber Stadtgeschichte, habe ich mittels disziplinierten Trainings in Sevilla und Umgebung  etwas abgebaut. Ich muss sogar sagen, dass mir die Tour richtig Spaß gemacht hat. Nach wie vor hat Berlin allerdings eine große Vielzahl an Unbekannten aufzubieten. Ich werde versuchen, dieses Gleichungssystem in den kommenden Jahrzehnten aufzulösen! Überhaupt finde ich es immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie wenig der Mensch von seiner eigenen Heimat weiß. Egal ob man einen Hamburger, Sevillaner, Amerikaner oder Brasilianer fragt: die direkte eigene Umgebung ist für viele nicht allzu vertraut. Große Ohren bekomme ich immer vor allem dann, wenn ich mit Südamerikanern rede. Es gibt Dinge dort, die mich derart faszinieren – der Regenwald, Bolivien und noch einige andere Orte. Wie kann man NICHT kommen, ihnen einen Besuch abzustatten. Aber gut – geht es den meisten von uns nicht genauso? Einen bestimmten Teil von Europa kennt man – aber meist nur in einer Himmelsrichtung von uns aus. Und in Deutschland? Als arrogantes Hauptstadtkind gibt es auch da viele Reiselücken. Wo sich jetzt viele Berliner sagen werden: „Was soll ich denn in anderen Käffern, wo doch bereits meine große Liebe unter meinen Füßen verweilt und mich jahreszeitenübergreifend umgibt?“ Aber selbst in Berlin gibt es ja noch tote Winkel und auch im eigenen Viertel gibt es kleine Zaubereien, für deren Entdeckung manchmal erst ein Tourist mit einem Lonely Planet in der Hand vorbeischauen muss, damit man davon erfährt.

Nach Berlin ist es mir ernsthaft schwer gefallen wieder nach Spanien zu fahren. Ich genieße meinen Aufenthalt sehr und ich bereue auch nicht, dass es mich hierher verschlagen hat. Aber die vertraute Umgebung gibt einem in Form der dortigen Menschen ein behagliches Nest-Gefühl. Und wer möchte das schon verlassen, wenn man erst einmal festgestellt hat, wie kuschlig warm es ist?

Als ich dann zurück in Sevilla war, warteten relativ ereignislose Wochen auf mich. Prüfungszeit! Hier ebenso wie in allen anderen Teilen der Welt eine teils grausige Periode, bei der ein Student die Tätigkeit des „Lernens“ nicht nur aus dem eigenen schlechten Gewissen kennt, sondern zum wahrhaftigen vorübergehenden Lebensziel erhebt. Nun muss ich zugeben, dass ich ja schon immer gerne Wissen akkumuliert habe und ich insofern die Prüfungszeiten meist als zumindest erkenntnisreiche Zeit betrachtete. Hier jedoch hatte auch ich ab und zu Motivationsprobleme. Nicht weil der Stoff nicht interessant gewesen wäre. Oh, stimmt, das war er ja auch wirklich nicht! Aber vielmehr, weil ich wusste, dass das Bestehen für mich keinen ernsthaften Vorteil mit sich bringt (abgesehen von weniger Querelen mit dem Erasmus-Amt in Deutschland). Nichtsdestotrotz habe ich alles gut durchgestanden.

Es warten Wochen und Monate der Muße auf mich. Ich werde sie mit Reisen, Gitarrespielen, stetigem Wissenserwerb und dem Verweilen mit bereits kennengelernten/noch kennenlernenswerten Menschen zubringen.

Ich freue mich auf die anstehende Zeit!

Nutzt eure Tage. Jeder einzelne von euch. Das Leben ist zu kurz um es mit unzureichend wenig Eindrücken zu füllen. Macht was ihr schon immer lange vorhattet.

Es grüßt,
Marcus

Der nächste Blogeintrag folgt baldigst (~eine Woche).