Sonntag, 27. Mai 2012

Auschwitz


21. Mai

Ein trauriges Kapitel. Selbst jetzt beim Schreiben verschwindet meine heitere Stimmung und weicht einer nachdenklichen Schwere. Ich habe ein wenig gezweifelt, ob ich diese Episode überhaupt zu einem Teil meines Blogs mache. Ich habe mich letztlich dafür entschieden, weil nicht oft genug daran erinnert werden kann, welch grausame Taten die Nazis begangen haben. Gerade in der unseren Generation, in der wir kaum noch Kontakt Zeitzeugen haben, darf diese Periode nicht in Vergessenheit geraten. Wer möchte, kann diesen Blog-Eintrag aber selbstverständlich überspringen.

Das Konzentrationslager Auschwitz (beziehungsweise treffender: die drei zum KL Auschwitz gezählten einzelnen Lager namens Auschwitz, Birkenau und Monowitz) war nicht als „übliches Konzentrationslager“ angelegt. In vielen anderen Lagern stand „die Vernichtung durch Arbeit“ im Vordergrund, das heißt viele der Gefangenen wurden durch Überarbeitung und Mangelernährung in den Tod getrieben. Der Hintergrund von Auschwitz ist jedoch ein solch abartiger, dass es sich der Vorstellungskraft fast entzieht. Der Großteil der nach Auschwitz geschickten Gefangenen wurde direkt in den Tod geschickt. Sie gaben all ihre Wertsachen ab, entkleideten sich und wurden zum „Duschen“ geschickt. Ich vermute, alle wissen, dass sie keine Dusche erwartete, sondern ein qualvoller Tod durch Vergasung

Von den 1,3 Millionen nach Auschwitz geschickten Gefangenen waren etwa 1,1 Millionen Juden. Diese kamen vor allem aus Ungarn und Polen, aber auch aus vielen anderen Staaten. Ebenso viele Menschen (1,1 Millionen) ließen in Auschwitz ihr Leben.

Das Konzentrationslager selbst ist kostenlos, aber man kommt nur mit einer Führung hinein. Unser Guide erklärte all die Gräueltaten sachlich und unbarmherzig. Das Museum selbst ist super aufbereitet und hoch interessant. In vielen der ehemaligen etwa zwanzig Baracken von Auschwitz I waren einzelne Ausstellungen untergebracht. Die Kombination aus Bildern und Erklärungen beförderte mir des Öfteren Tränen in die Augen.

Der Aufbau von Auschwitz I
Das Eingangstor zum Camp.
Auschwitz I war gut abgesichert. Rebellionsversuche gab es – auch wegen der Unterernährung und Erschöpfung – kaum.

Im Schatten sieht man die Überschrift zum Eingangstor. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich diesen menschenverachtenden Sarkasmus sehe. „Arbeit macht frei“. In Buchenwald steht „Jedem das Seine“. Widerlich!
Von all diesen Orten aus wurden Juden nach Auschwitz deportiert.
Zahlen. Mir fehlen die Worte.


Die Aufseher des Konzentrationslagers stapelten jeweils in verschiedenen Räumen die Hinterlassenschaften der Ankömmlinge. Hier sind Brillen zu sehen.
Schuhe. Es gab noch VIELE andere Räume, aber viele Sachen waren zu bedrückend um davon Fotos zu machen.
Die tägliche Mahlzeit bestand aus etwa 1300 Kalorien, was innerhalb von spätestens 6 Monaten den sicheren Tod bedeutete. Zum Morgen gab es eine Schüssel Tee oder Kaffee, zum Mittag eine Mehlsuppe und zum Abend ein Stück Brot mit – manchmal – etwas Butter. All jene, die nicht an zusätzliche Lebensmittel herankamen, kamen früher oder später um. Gleichzeitig gab es drakonische Strafen für all jene, die bei einem Diebstahl ertappt wurden.
Auschwitz II, genannt Auschwitz-Birkenau. Es war noch viel größer als Auschwitz I. Hier sind die meisten Menschen unter abscheulichen Bedingungen ums Leben gekommen. Ich möchte nicht im Detail darauf eingehen; es läuft einem jedes Mal kalt den Rücken herunter.



Das Eingangstor zur Hölle. Auf diesen Schienen kamen die Deportationszüge an.

   

Gedenkort innerhalb von Auschwitz-Birkenau


Ich hoffe, dass diese widerliche Episode der Geschichte niemals in Vergessenheit geraten wird. Wir sollten nicht außer Acht lassen, dass alle Menschen unter bestimmten Voraussetzungen und Zwängen zu Monstern werden können. Dagegen kann nur Aufklärung helfen.

Genug der Moral. Ich empfehle jedem, der sich in der Nähe von Krakau aufhält, einen Abstecher nach Auschwitz mit einzuplanen. Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass die Stimmung dadurch ganz schön gedrückt werden kann. Also vielleicht nicht der ideale Ort während der Flitterwochen.

Glücklicherweise fanden wir Zerstreuung in den schönen Gebirgen der Slowakei.

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