Sonntag, 25. September 2011

Der Ernst des Erasmus-Lebens beginnt


2 Wochen. 2 kurze, lange Wochen.
Ich habe viel unternommen und doch nicht viel unternommen. Da ich jetzt nicht mit einer Auflistung aufwarten möchte, beschreibe ich nur punktuell einige Eindrücke. Memo an mich selbst: regelmäßiger die eigenen Gedanken aufschreiben. Und reflektieren!

Wie ist es mir ergangen? Nun, ich habe einen ganzen Eimer von Leuten kennengelernt. Slowenen, Mexikaner, Brasilianer, Spanier, Deutsche, Österreicher, Franzosen, Italiener, Bayern, Tschechen, Polen, Marokkaner, Amerikaner. Und diese Liste ist weiß Gott nicht vollständig. Erste Beobachtung: es IST hochinteressant mit vielen unterschiedlichen Leuten zu reden. Aber nach etwa 10 Tagen hier ging es mir zum ersten Mal etwas auf die Nerven, dass die Themenwahl so begrenzt ist wie die Gemüseauswahl im Späti: Wo kommst du her? Was studierst du? Seit wann bist du hier? Punktpunktpunkt… Natürlich haben die Gespräche nicht immer diesen Superniveau-Charakter. Manchmal sind sie auch durchaus sehr interessant. Aber gerade wenn das Spanisch der anderen Person ebenfalls zu wünschen übrig lässt, sind Gespräche über den Sinn des Lebens etwas…kompliziert.

Erasmus=Party? Ersetzt das letzte Satzzeichen durch ein etwas stärkeres „!“. Ja, es ist viel los. Nahezu jeden Abend gibt es irgendeine Bar, in der es kostenlos Paella gibt. Dann zieht man weiter zu einer Bar mit kostenlosen Getränken (meisten eine Stunde Sangria umsonst) um schlussendlich in einem Club mit einem kostenlosen Getränk (und selbstverständlich kostenlosem Eintritt) zu kulminieren (nicht zu wörtlich nehmen!). In Sevilla gibt es die sehr luxuriöse Begebenheit, dass es eine relativ starke Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Erasmus-Organisationen gibt. Alle Seiten zerren an einem und versuchen einen vom eigenen Angebot zu überzeugen. Was recht häufig auch gelingt. Und die Partys sind zum Teil sogar richtig gut – im Gegensatz zu den meisten Erasmus-Partys, die in Dresden stattfanden. Alle Diskotheken sind hier (im Sommer) Open Air. Das hat schon ein ganz gewisses Flair. Und selbst unter der Woche ist eine ganze Menge los.
Dies liegt auch daran, dass die Spanier ein ganz besonderes Verhältnis zum Sozialisieren haben. Es ist außerordentlich normal in Sevilla, dass man wochentags um 10, 11 Uhr noch einmal loszieht um mit Freunden Tapas essen zu gehen. Danach trifft man sich an irgendeiner Straße, in einem Park oder von mir aus auch auf einer der unzähligen Haus-Dach-Terrassen und trinkt. Das Ganze nennt sich „Botellón“ und ist offiziell verboten. Ich habe allerdings zwei Beweise, dass dies nicht viel schärfer gehandhabt wird als der offizielle Verkauf von Drogen in Holland (der aufgrund von EU –Verträgen eigentlich nach wie vor illegal ist). Erstens: Die Polizei fährt regelmäßig an solchen Veranstaltungen vorbei ohne irgendwas zu unternehmen. Was erstaunlich ist, weil durch die Vielzahl der Personen der Geräuschpegel zum Teil einem Drittliga-Fußball-Spiel gleicht (kurz vor dem Ausgleich). Zweitens: Selbst die offizielle Erasmus-Organisation ESN lädt zu botellones ein. Dann kann es ja nicht so schlimm sein.
Bisher lief auch immer alles sehr gesittet ab. Letztendlich trifft man sich nur mit einer Vielzahl von Freunden an einem bestimmten Ort, um vor einem Clubbesuch zusammenzusitzen, zu reden, zu trinken und vielleicht etwas Gitarre zu spielen. Also nicht viel anders als im Berliner Friedrichshain im Sommer.

Warum der Ernst des Lebens los geht? Morgen beginnt der erste Uni-Tag. Ich bin … mäßig … gespannt. Urlaub ist schon was Schönes…
Ich halte euch auf dem Laufenden.

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