Freitag, 24. August 2012

Sao Paulo

(nur damit keine Missverständnisse entstehen: Morro de Sao Paulo und Sao Paulo haben nichts miteinander zu tun und liegen in einer Entfernung von mehreren Tausend Kilometern zueinander.)

07.08. - 09.08.

Sao Paulo. Die größte Stadt Brasiliens. Die bevölkerungsreichste Stadt Südamerikas. Gar die größte Stadt der südlichen Halbkugel. Was hat eine solche Stadt zu bieten? Die Antwort ist eigentlich erstaunlich. Sie lautet: nicht viel.

Sao Paulo wird als Beton-Regenwald bezeichnet und das stimmt in einer Art und Weise, die mir nicht sofort bewusst wurde.

Ich wurde fürstlich direkt vom Busbahnhof abgeholt. In Sao Paulo ist es mit dem Transport ähnlich wie in Berlin. Man ist deutlich schneller unterwegs, wenn man eine der Metrolinien verwendet. Wenn man sie verwenden KANN. Denn Sao Paulo hat bei einer Fläche, die fast doppelt so groß ist wie die Berlins (1500 km² vs. 900 km²), bei 3 Mal so vielen Einwohnern im Stadtkern. (11 Mio. zu 3,5 Mio.), ein lächerlich kleines Metronetz. Berlin hat eindeutig den längsten... Nahverkehrtransport (70 km zu 330 km). Was dieses Manko für das lokale Verkehrsaufkommen bedeutet, kann man sich wohl ausmalen; noch viel mehr aber leidet die Umwelt unter dieser Belastung.

Besonders eindrucksvoll sah man das bei der folgenden Begebenheit. Wir bestiegen das Edificio Italiano, das mittlerweile zweithöchste Gebäude von Sao Paulo, dessen 46. Stock aus einer 360-Grad-Aussichtsplattform besteht. Es war - es war unglaublich beeindruckend. Nicht falsch verstehen, schön ist anders. Aber es führt schon zu einem verringerten Zusammenhalten des Ober- und Unterkiefers. Glücklicherweise gibt es in der Höhe keine Fliegen, die wären sonst sicherlich in meinem offenen Mund verschwunden.
Sao Paulo besteht in jeglicher(!) Blickrichtung aus Wolkenkratzern, Wolkenkratzern, Wolkenkratzern. Und zwar bis zum Horizont. Überall. Bis zum Horizont eine Melange aus Grau in Grau.
Wobei wir bei der Umweltbelastung wären. Wir waren gekommen, um den Sonnenuntergang zu betrachten, der eine schöne Farbe in die graue Landschaft warf. Langsam senkte sich der Feuerball, tiefer und tiefer schwebte er der Nachtruhe entgegen...und begann plötzlich zu verschwinden. VOR der Horizontlinie. Der Grund? Smog. Die hässliche verschmutzte Luft verschluckte die Sonne und damit meinen heiß erwarteten Sonnenuntergang. Eine Sauerei!

Nachdem ich nun bereits die Mehrheit der Dinge vorweggenommen habe, kommen wir zum Anfang zurück. Ich wurde von Marihem, einer Freundin aus Sevilla, abgeholt und wir fuhren etwas unter einer Stunde zu ihrem Zuhause. In den nächsten Tagen wurde ich von ihr und ihrer Familie so gastfreundlich untergebracht wie wahrscheinlich nicht mehr seit Sibirien. Sie sorgten sich derart um mein Wohlergehen und um die Qualität meines Aufenthalts, dass ich ständig ein schlechtes Gewissen hatte.
Am ersten Tag brachten sie mich zu einem der wenigen, aber schönen, Parks der Stadt. Nach etwas entspannter Schlenderei, setzten wir unseren Weg ins Herz der Stadt fort.

Sao Paulo hat nahezu keine alten Gebäude. Alles, was ein paar Jahrzehnte und zu wenige Stockwerke auf dem Buckel hat, wird rigoros abgerissen und neugebaut. Das erinnerte mich alles sehr an Japan. Aber dort gibt es zumindest noch die buddhistischen und shintoistischen Tempel, die das Stadtbild ein wenig aufzuhellen vermögen. In SP ist alles ein vielstöckiger Einheitsbrei. Selbst die zentrale Kathedrale entbehrt jeglicher dekorativer Elemente.
Für einen Tag ist es dennoch ganz nett anzusehen, allein schon deshalb, weil die Gebäude schon auf sehr unterschiedliche Arten und Weisen gestaltet sind, wenn auch meist eher nach praktischen Aspekten.

Am nächsten Tag gingen wir zur Rua 25 de Marzo. Marihem hatte gemeint, dass es der Inbegriff für das menschenübervölkerte Sao Paulo ist. Leider waren wir an einem Wochentag dort. Dennoch war das Gewusel der Menschen, die sich an den ganzen Straßenverkäufern und nicht enden wollenden kleinen imprivisierten Shopping-Centern mit je Hunderten winzigen Lädchen, beeindruckend. Mari meinte, dass man sich samstags und sonntags kaum vom Fleck bewegen könne, weil es ein solches Gedränge wäre. Ein Paradies für Taschendiebe.

Wir kamen jedoch wieder heil aus dem Gebiet, in dem die meisten Sachen wirklich spottbillig verkauft wurden, heraus.
Anschließend überzeugte ich mich in der "Pinacoteca" davon, dass Sao Paulo zumindest auf der Ebene der Kunst viel zu bieten hat. Die Ausstellung, die vom 17. Jahrhundert bis zur Moderne alles bediente war günstig, abwechslungsreich und schön.

Am Abend gingen wir in eine Bar, die börsenmäßig funktionierte. Wurde eine Biersorte inflationär bestellt, so stieg sie im Preis (wie die doofen Apple-Aktien, keine Ahnung wer den Schrott kauft). Wartete man jedoch ein wenig ab, so sanken die Preise für einige der Biere bedeutend ab. Der Preis für Erdinger und Paulaner blieb jedoch leider bei über 8 Euro.

Wegen der Gastfreundlichkeit von Marihem, ihrem Bruder und den Eltern hatte ich drei sehr angenehme Tage. Danke!

Bilder fehlen noch.

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